So bringst du mehr positive Momente in dein Leben.

von | 24.05.2022

„Bis hierhin, so hoch sollen die Wellen sein.“ Mein Sohn hebt seine Hand und stoppt die Bewegung mit Entschlossenheit auf Brusthöhe. Schon seit dem Frühstück fiebert Noah unserem Hallenbadbesuch entgegen. Planschen, tauchen, spritzen und – vor allem – sich von den Wellen forttragen lassen, wie in einem richtigen Meer. Im Bad angekommen dauert es nicht lange bis die Zeit für das heiß ersehnte Erlebnis im Wellenbecken gekommen ist. Zunächst ist das Wasser noch glatt und ruhig.

Noah ist gespannt. Das Wasser beginnt sich zu bewegen, kleine Welle, die aber rasch immer größer und höher werden. Mein Sohn ist begeistert, zwei dunkelbraune glänzende Augen können das nicht verleugnen. Ganz schön stark sind nun die Wellen, bei einer Größe von nur etwas mehr als einem Meter eine echte Herausforderung für ihn. Er wagt sich weiter hinein, entschlossen kämpft er gegen die Kraft der Wellen an.

Auf einmal bleibt er stehen und dreht sich zu mir um: „Schau mal, Mama. Genau bis hierher geht das Wasser, genau wie ich das wollte.“ Genau wie einige Stunden zuvor hebt er seine Hand auf Brusthöhe, bis dorthin, wo die Wellen ihren höchsten Punkt erreichen.

Unwillkürlich empfinde ich Ehrfurcht vor meinem Sohn. Er hat sich etwas gewünscht, sich etwas ganz genau vorgestellt, und genauso kam es. Warum? Hatte er einfach Glück, dass es genauso eingetroffen ist, wie er es wollte? Nein. Es war seine innere Haltung, sein ganz besonderer Blick auf die Dinge und die Welt. Er hätte genauso gut ein paar Meter weiter vorne oder hinten stehen bleiben und sich darüber beschweren können, dass die Wellen zu flach oder zu hoch seien.

Er hat seinen Fokus auf die Realität gerichtet, die er erleben wollte.

Stattdessen hat er sich selbst genau die richtige Stelle im Wasser ausgesucht, so wie er sie vor seinem inneren Auge hatte. Er hat das gesehen und erlebt, was er sehen und erleben wollte. Er hat seinen Fokus auf genau die Realität gerichtet, die er sich wünschte und hat so einen positiven Moment in seinem Leben geschaffen.

Dieses Erlebnis mit meinem vierjährigen Sohn hatte eine sehr wichtige Essenz für mich: Es gibt nicht die eine objektive und unverrückbare Realität. Alles was wir erleben und mit unseren Sinnen wahrnehmen ist ganz allein unsere Realität. Sie ist subjektiv. Unter allen nun beinahe 7 Milliarden Menschen auf unserer Welt gibt es keinen zweiten, der exakt genauso denkt und empfindet wie wir selbst. Ich empfinde und denke die Geschehnisse in meinem Umfeld anders als du und du denkst und empfindest sie anders als ich. Ist diese deine Einzigartigkeit nicht wunderbar?

Auch du kannst dich für mehr positive Momente im Leben entscheiden.

Und das Beste daran ist – wie mein Sohn es mir ganz klar vor Augen geführt hat – wir selbst sind es, die wir uns unsere Realität schaffen! Ganz allein wir selbst. Noah hat sich, wie es wohl die meisten Kinder tun, dafür entschieden und nicht dagegen. Er hat sich dafür entschieden, dass seine Vorstellung Wirklichkeit wird und hat seine Realität dementsprechend interpretiert. Er hat den Moment erkannt und gefiltert, der ihm seinen Wunsch erfüllt hat.

Bei uns Erwachsenen ist diese Gabe, unseren Blick auf das Positive, auf das was im Leben funktioniert zu richten, über die Jahre hinweg kleiner geworden. All die Erwartungen an uns von außen und die Konzentration auf unsere Schwächen und auf das was wir vermeintlich falsch machen in unserem Leben haben unseren Blick geschult für das, was nicht so läuft wie es soll.

Aber muss es so sein?

Soll es tatsächlich genauso laufen?

Wer sagt das?

Die anderen?

Oder ich selbst?

Und wenn ich es selbst bin, dann kann ich auch selbst entscheiden, dass ich ab jetzt wieder mehr dafür bin.

Dass ich mehr positive Momente in meinem Leben sehen möchte.

Dafür, dass die Dinge tatsächlich so schön sind, wie sie in meinem Kopf sind. Eine Blume kann in unseren Augen vertrocknet, braun und trist aussehen, wenn sie mehrere Wochen lang nicht gegossen wurde. Aber kann sie nicht auch genauso gut aussehen wie eine Kämpferin, die der Dürrezeit in unserem Wohnzimmer trotzt und deren Blätter trotz der widrigen Umstände noch immer mehr grün als braun sind und deren Blüte, wenn auch halb verwelkt, noch immer ein Wunder der Natur ist?

So oder so – die Blume ist was sie ist. Die Wellen sind was sie sind.

Wir entscheiden wie die Blume in unseren Augen erscheint.

Und wir entscheiden, wie hoch die Wellen sind.

Alles Liebe

deine Barbara von MaMitA