Schwanger ohne Partner – was jetzt wichtig ist.

von | 05.06.2022

Eine ungeplante Schwangerschaft an sich ist schon eine riesige Herausforderung. Wenn du diese zusätzlich noch ohne Partner meistern musst, kann dich deine jetzige Situation schnell in ein tiefes Loch ziehen. Es gibt viele Unsicherheiten, du fühlst dich allein und alle Verantwortung lastet auf deinen Schultern. Schwanger ohne Partner – das ist wirklich keine leichte Angelegenheit und es verdient großen Respekt, den Mut für diesen Schritt zu haben. Heute hab ich dir ein paar Tipps mitgebracht, die dir hoffentlich neue Zuversicht geben (und am Ende vielleicht sogar ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern, weil du weißt, du wirst das schaffen!).

Eine Sache, von der es sich lohnt, sie von Anfang an im Auge zu behalten, ist folgende:

Sich ein soziales Netzwerk aufbauen.

Du stehst jetzt der großen Herausforderung gegenüber, als Schwangere ohne Partner viele Dinge allein regeln zu müssen. Wenn du mit dem Vater des Kindes noch Kontakt hast und ihr beschlossen habt, das Kind gemeinsam großzuziehen und euch das Sorgerecht teilt, könnt ihr gewisse anstehende Aufgaben aufteilen, zum Beispiel Anträge ausfüllen oder sich um die Babyausstattung kümmern. Das ist schon Mal ein Anfang.

Doch selbst wenn diese Situation bei dir gegeben ist, fehlt die emotionale Unterstützung, diese Person, bei der man sich alles von der Seele reden kann, bei der man sich mal ausheulen kann und sich nicht immer stark zeigen muss. Deshalb ist es richtig wichtig, dass du dir von Anfang an ein soziales Netzwerk aufbaust. Das Netzwerk kann zum einen natürlich aus Familie und Freunden bestehen, die ohnehin schon Teil deines Lebens sind (und im besten Fall einer der guten Teile in deinem Leben).

Ander Schwangere ohne Partner kennenlernen, kann neue Kraft verleihen.

Zum anderen können das aber auch Personen sein, die du neu kennenlernst. Vor allem Frauen, die sich in der gleichen Situation wie du befinden, können eine unglaubliche Bereicherung und emotionale Stütze darstellen. Denn ihr wisst einfach, wie die andere sich fühlt, was euch wirklich weiterhilft und worüber man lieber gerade nicht sprechen möchte.

Wie lernst du diese Frauen kennen? Es gibt in Deutschland den VAMV- Verband alleinerziehender Mütter und Väter, hier bekommst du auf der entsprechenden Homepage mehr Infos. Oder schau doch mal bei Facebook, Instagram und Co nach Gruppen Alleinerziehender. Du bist hundertpro nicht allein damit und wirst sicherlich fündig werden.

Und dann gibt es auch noch die Personen, denen du vielleicht nur ein oder zweimal begegnen wirst, die aber wertvolle Informationen für dich bereithalten. Das kann zum Beispiel die Dame beim Jugendamt sein, die dich über das Thema Sorgerecht, Vaterschaftsanerkennung oder Unterhaltszahlungen informiert. Oder die Person bei der Schwangerschaftsberatungsstelle, die dir in dem ganzen Dokumentendschungel wieder einen klareren Blick verschafft. Das sind also eher Menschen, zu denen du keine persönliche Beziehung aufbauen wirst, die dir aber durch ihr Wissen und durch ihre (hoffentlich) neutrale Haltung weiterhelfen können.

Unterschiedliche Personen können dich auf unterschiedliche Weise unterstützen.

All diese Personen können auf ganz unterschiedliche Art und Weise in dieser schwierigen Zeit für dich da sein. Erwarte bitte nicht, dass eine einzige Person das alles übernehmen kann. Deine beste Freundin ist zwar immer für dich da und du kannst dir alles von der Seele reden. Sie ist aber vielleicht nicht diejenige, die dir Geld leihen kann für die Babyausstattung oder die für Kaution deiner neuen Wohnung. Und wenn sie selbst noch kein Kind hat, kann sie dir auch zu bestimmten Fragen, die dir gerade unter den Nägeln brennen, keine Antworten liefern.

Deswegen ist es wichtig, dass du dir ein soziales Netzwerk aus mehreren Personen aufbaust, die dir unterschiedliche Arten von Unterstützung anbieten können und möchten (ja, die Freiwilligkeit ist echt wichtig, sie sollten es nicht aus Pflichtbewusstsein heraus tun, das gibt früher oder später Stress).

Hast du dir dein soziales Netzwerk nach und nach aufgebaut, ist es wichtig, dass du dir immer wieder die Frage stellst, ob du die angebotene Hilfe annehmen möchtest und gerade brauchst, oder ob es sich um etwas handelt, das du lieber aus eigener Kraft anpacken und schaffen willst. Es geht also darum, das richtige Maß zu finden zwischen Eigeninitiative und der Unterstützung durch andere.

Ungeplant schwanger ohne Partner – du hast trotzdem noch dein Leben in der Hand.

Auch wenn in diesen Zeiten die Unterstützung durch liebe Menschen in deinem Umfeld Gold wert ist, mach dir immer wieder bewusst, dass es dein Leben und deine Zukunft ist. Du bist noch immer diejenige, die am Ende entscheidet, was getan wird und ob du die Hilfe annehmen möchtest.

Gerade fühlst du dich womöglich erschöpft und gestresst, bist unsicher oder voller Panik, wenn du auch nur für eine halbe Sekunde an die Zukunft denkst. Was dir hier weiterhilft? Selbst aktiv werden. Ja, ganz richtig. Das mag vielleicht paradox für dich klingen. Denn schließlich fühlst du dich so ganz und gar nicht nach Action, sondern würdest dich am liebsten im Bett verkriechen – mindestens für immer.

Selbst ins Tun kommen ist gerade jetzt sehr wertvoll.

Und doch ist es gerade jetzt unglaublich wertvoll, wenn du selbst ins Handeln kommst. Warum? Wenn du selbst aktiv wirst, und sei es nur eine Kleinigkeit jeden Tag, wirst du am Ende des Tages auf etwas zurückblicken können, das du geschafft hast. Das gibt dir neue Kraft und neuen Mut für den nächsten Tag. Und wieder erledigst du etwas. Und das gibt dir Kraft für den übernächsten Tag. Und so weiter.

Hier kommt das Prinzip der Selbstwirksamkeitserwartung zum Tragen. Langes Wort, wichtige Sache, diese Selbstwirksamkeitserwartung. Wenn wir daran glauben, dass wir in einer schwierigen Situation selbst handeln können und das erreichen, was wir uns vorgestellt haben, dann hat sich unsere Selbstwirksamkeitserwartung erfüllt.

Die anderen können dein Anker sein, du bleibst der Käpt´n.

Es ist von unglaublicher Wichtigkeit, dass du besonders in deiner jetzigen Situation nicht das Steuerrad an andere übergibst und dich über das Meer DEINES Lebens segeln lässt, sondern dass du selbst das Steuerrad in der Hand behältst und weiterhin entscheidest wo es lang geht. Die anderen Menschen sind dein Anker, wenn du mal anlegen und eine Pause einlegen möchtest. Aber du bist der Käpt´n, klar soweit?

Du wirst merken, dass dir das einen großen Schub geben wird, wenn du jeden Tag etwas erledigst. Fang mit etwas ganz Kleinem an, egal was, und fühle, wie du danach stolz auf dich bist. Es ist nicht wichtig, wie viel Zeit du dafür aufwendest, wichtig ist, ist dass es an dem Tag abgehakt ist (falls das mal nicht klappt, nicht den Sand in den Kopf stecken und am nächsten Tag gleich nochmal ran an den Speck). Ganz entscheidend hierbei ist auch, dass du regelmäßig, also soweit es geht, jeden Tag etwas machst. So kommt der Stein ins Rollen. Erst langsam und mühsam, dann aber rollt er umso schneller und leichter und fast wie von selbst.

Das Schöne dabei ist, wenn du in einem Bereich anfängst (nimm einen, der dir nicht allzu schwerfällt) und spürst wie gut es tut, etwas geschafft zu haben, weitet es sich wie von selbst auf andere Bereiche in deinem Leben aus. Probiers doch gleich mal aus – was packst du heute an?

Der ganze Ämterkram

– für viele nervig, aber wichtig.

Egal ob schwanger ohne Partner oder mit – während und nach der Schwangerschaft gibt es einiges an Dokumenten auszufüllen und zu beantragen. Für die meisten von uns nicht gerade eine Lieblingsbeschäftigung. Wenn du ohne Partner schwanger bist, kommt vermutlich noch hinzu, dass du all diese Anträge allein durcharbeiten wirst. Und on top gibt es noch ein paar Dinge, die bei Paaren einfach wegfallen.

Was ist für dich jetzt wichtig?

Sorgerecht, Vaterschaft, Unterhalt…

Erstmal gilt es zu klären, in welchem Verhältnis der werdende Vater zu seinem Kind steht. Seid ihr getrennt, kümmert euch aber gemeinsam um das Kind? Dann könnt ihr das gemeinsame Sorgerecht beantragen, jeder von euch ist also gleichberechtigt in Bezug auf euer Kind. Trägst du das Sorgerecht allein oder seid ihr euch nicht einig? Auch hier kann das Jugendamt weiterhelfen und als neutrale Vermittlungsperson für euch da sein. Der werdende Vater erkennt das Kind nicht an? Hier kommt die Vaterschaftsfeststellung ins Spiel, das ist ein gerichtliches Verfahren, um den biologischen Vater zu ermitteln.

Schließlich geht es noch um die Unterhaltszahlungen, wenn das Kind ausschließlich oder überwiegend bei dir wohnen wird. In beiden Fällen ist der Vater des Kindes dazu verpflichtet, für das Kind Unterhalt zu zahlen. Und auch hier hilft dir wieder die lieben Menschen vom Jugendamt weiter.

Finanzielle Unterstützung annehmen, ohne schlechtes Gewissen.

Wenn du geldtechnisch nicht gut aufgestellt bist, kannst du bei verschiedenen Stellen finanzielle Unterstützung beantragen. Bei der Bundesstiftung für Mutter und Kind kannst du zum Beispiel Geld beantragen für die Erstausstattung für dein Baby. Das Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Recherchiere woher du weitere finanzielle Unterstützung bekommen kannst. Es kann durchaus lohnend sein, wenn du dich hinsetzt und dich durch ein paar Anträge durchackerst. Und dabei musst du dich ganz und gar nicht schlecht fühlen. Jetzt gerade brauchst du das Geld. Und irgendwann bist du diejenige, die über ihre Steuern wiederum anderen Mamas eine solche Unterstützung mitfinanzieren wird.  

Ohne Partner schwanger, aber einen Papa

gibt es doch.

Auch wenn du ohne Partner schwanger bist, bleibt doch die Frage nach dem werdenden Vater nicht aus. Irgendwo da draußen gibt es schließlich einen Vater zu deinem Kind. Falls du keinen Kontakt mehr zum Vater des Kindes haben willst, gibt es sicherlich verständliche Gründe dafür. Denk aber einmal darüber nach, ob ein mieser Partner automatisch ein mieser Vater sein wird. Vielleicht schafft ihr es, nach einiger Zeit wieder ein paar Schritte aufeinander zuzumachen, um über die Zukunft eures gemeinsamen Kindes zu reden.

In Kontakt bleiben und ihm Zeit geben.

Du wünschst dir, dass der Vater sich an der Betreuung und Erziehung beteiligt, aber er blockt ab? In diesem Fall ist es sinnvoll, ihm die Zeit zu geben, die er braucht. Wenn es möglich ist, versuch Kontakt zu ihm zu halten, unaufdringlich und ohne Vorwürfe. Möglicherweise fragt er von selbst nach einiger Zeit nach dem Kind und macht wieder einen Schritt auf euch zu.

Wie du es weiter oben zum Thema Ämterkram vielleicht schon für dich rausgelesen hast, auch wenn du nichts mehr mit dem Vater deines Kindes zu tun haben willst, allein schon zu deiner finanziellen Erleichterung macht es Sinn, mit ihm Kontakt aufzunehmen (es sei denn, das ist ausgeschlossen, dann geht das auch über das Jugendamt).

(Ex)partnerschaft und Elternschaft und ihre emotionalen Verstrickungen.

Oft sind da ganz viel Schmerz und ganz viele Verletzung, auf beiden oder auf einer Seite. Miteinander zur reden erscheint da unmöglich. Lass etwas Zeit verstreichen. Ein paar Monate später ist dein Blick auf die Situation und alles was passiert ist nicht mehr so extrem emotional aufgeladen. Kannst du vielleicht jetzt wieder Kontakt zu ihm aufnehmen? Nicht, um die vergangenen Streite wieder aufzuwärmen. Nein, eurem Kind zuliebe. Ihr müsst euch nicht liebhaben. Aber wenn ihr beide euer Kind liebhabt, ihr es schafft, euch vor eurem Kind neutral und ohne Beschuldigungen ein paar Minuten zu unterhalten und jeder gut über den anderen, also über den Papa oder die Mama spricht – dann ist das für euer Kind eine wirkliche Bereicherung und ihr könnt stolz auf euch sein.

Die vergangene Partnerschaft und die jetzige Elternschaft zu trennen – vor allem emotional – kann sehr schwierig sein. Es lohnt sich jedoch, an diesem Thema dranzubleiben und Stück für die Verletzung aus der Partnerschaft zu lösen und Stück für Stück die Band der Elternschaft zu knüpfen.

Vertraue auf deine Stärken.

Schwanger ohne Partner – du befindest dich in einer superherausfordernden Situation. Es kostet eine Menge Mut, die Entscheidung zur treffen ein Kind allein großzuziehen. Du kannst stolz auf dich sein, diese Entscheidung getroffen zu haben. Du darfst ruhigen Gewissens Hilfe annehmen, ohne dich schlecht oder abhängig zu fühlen. Du darfst in dieser Zeit auf deine Freunde und deine Familie vertrauen. Und ganz besonders darfst du in deine eigenen Fähigkeiten und Stärken vertrauen, die sich jeden Tag, mit jeder Handlung mehr und mehr zeigen werden.

Alles Liebe für dich

Deine Barbara von MaMitA

P.S. Auf der Webseite der BZgA (das ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) findest du weiterführende Artikel, Tipps, Checklisten und wichtige Ansprechpartner zum Thema schwanger ohne Partner.

https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/ohne-partner-durch-die-schwangerschaft/