Ungeplant schwanger – er will das Kind nicht.

von | 24.05.2022

Du bist ungeplant schwanger geworden und hast dich dazu entschieden das Kind zu bekommen? Du hast auch bereits deinem Partner bzw. Vater des Kindes die Neuigkeit überbracht (noch nicht? Dann sieh dir am besten erstmal diesen Blogartikel an)? Und nun ist die gefürchtete Situation eingetreten: ungeplant schwanger und er will das Kind nicht. Die Person, die dir gerade jetzt am nächsten stehen sollte, hat sich gefühlt um Welten entfernt.

Das ist etwas, das nicht leicht zu ertragen ist. Zuerst die Nachricht einer ungeplanten Schwangerschaft, die dein bisheriges Leben vermutlich ordentlich über den Haufen geworfen hat. Und noch dazu fühlst du dich von der Person, die du gerade jetzt brauchst, im Stich gelassen.

Die Situation wirkt festgefahren.

Was also kannst du jetzt tun?

1. Lass euer Gespräch gedanklich Revue passieren.

Was ist dir noch in Erinnerung und welche Gründe hat dein Partner genannt, warum er kein Kind bekommen möchte? Schreib dir diese Gründe auf.

Womöglich geht es ihm um eure finanzielle Situation, die nicht besonders rosig aussieht, oder um eure beruflichen Ambitionen, die sich nicht mehr so verwirklichen lassen wie geplant. Vielleicht sieht er auch sein oder euer gemeinsames Freizeitleben in Gefahr und er fühlt sich mit einem Kind eingeengt?

Hat der werdende Papa keine Gründe genannt und das Kind einfach nur abgelehnt? Dann frag ihn nochmals nach den Argumenten, die seiner Meinung nach gegen ein Baby sprechen. Denn diese neue Situation so ganz ohne Begründung abzulehnen, erscheint mir alles andere als fair. Verständlich ist es, wenn er komplett überrumpelt war und im ersten Moment so reagiert hat. In einer unbekannten Situation schaltet unser Gehirn nämlich erstmal in den Fluchtmodus. Und dann ist es tatsächlich unmöglich, klar denken zu können. Da Gehirn befiehlt: einfach weg hier! War das bei eurem ersten Gespräch der Fall? Dann lass ihm ein paar Stunden oder auch bis zum nächsten Tag Zeit, ehe du ihn, soweit möglich, sachlich und in ruhigem Ton um seine Argumente geben ein Kind bittest.

Gehe jeden einzelnen Punkt durch. Kannst du ihn bei dem ein oder anderen Aspekt verstehen? Welche seiner Argumente betreffen euch beide als Paar, welche betreffen eher ihn allein?

2. Ungeplant schwanger und er will das Kind nicht. Ändere deinen Blickwinkel

Versuche, dich in deinen Partner hineinzuversetzen und seine genannten Aspekte nachzuvollziehen. Wenn dir das schwer fällt (schließlich sind da gerade jede Menge Emotionen bei euch beiden involviert), dann probier mal folgendes: Stell dir vor, du wärst ein guter Freund deines Partners bzw. Vater des Kindes. Und nun vertraut er dir die Neuigkeit der Schwangerschaft an und berichtet von seinem Dilemma. Würdest du ihn verstehen? Was würdest du ihm antworten? Was würdest du ihm raten? Dieser gedankliche Abstand kann dir weiterhelfen, besonders, wenn du dich gerade in deinen Emotionen gefangen fühlst oder dich das momentane Verhalten deines Partners enttäuscht oder verletzt.

Kannst du deinen Partner und seine Reaktion besser verstehen, so fühlst du dich ihm auch wieder ein Stückchen näher. In dieser besonderen Situation ist es wichtig, dass ihr euch nicht zu weit voneinander entfernt.

Die Tatsache, dass du deinen Partner verstehen kannst und ihm das im besten Fall auch rückmeldest, bedeutet übrigens nicht, dass du ab sofort mit ihm einer Meinung bist und deine Entscheidung ändern musst.

Verständnis auf beiden Seiten ist Voraussetzung für eine gelingende Kommunikation

Fühlt dein Partner sich von dir verstanden, wird das auch bei ihm wiederum bewirken, dass er über deine Haltung nachdenkt und sich mehr in dich reinfühlt. Dieses gegenseitige Verständnis wird euch viel weiterbringen, als wenn du dir den Mund fusselig redest mit unzähligen Versuchen, ihn von deiner Entscheidung zu überzeugen.

Hat der werdende Vater ausgesprochen, dass er das Kind nicht will, heißt das nicht auch tatsächlich, dass diese Aussage in Stein gemeißelt ist.

Deine Nachricht war vermutlich ein wirklicher Schock für ihn. Vergiss nicht, dass du schon ein paar Tage Vorlaufzeit hattest, um die Neuigkeit zumindest ein klein wenig zu verdauen. Zudem bist du diejenige mit dem Kind im Bauch und es wird sich für dich irgendwie realer anfühlen als für ihn, der keinerlei körperliche Veränderungen spürt.

Die unterschiedlichen Arten, eine Entscheidung zu treffen

Mein nächster Aspekt mag klischeehaft klingen. Ich glaube aber, dass er doch in etlichen Fällen zutrifft. Dein Partner oder der Papa des Kindes denkt und entscheidet in dieser Situation möglicherweise eher nach rationalen Gesichtspunkten aus dem Kopf heraus. Für ihn gibt es so viele Argumente, die in eurer jetzigen Lebenslage gegen ein Baby sprechen, dass damit die Sache für ihn entschieden scheint. Du hingegen hast sehr wohl auch diese Aspekte im Kopf. Deine Entscheidung, zu dem Kind zu stehen, es zu bekommen, zu lieben und großzuziehen, steht aber über alledem – sozusagen eher eine Entscheidung, die aus dem Bauch kommt (im wahrsten Sinne des Wortes 😉).

Keine dieser beiden Arten du denken oder zu fühlen ist falsch, nur eben unterschiedlich. Hilfreich ist es hier, wenn du, wie ich es bereits oben erwähnt habe, auf die rationalen Begründungen deines Partners eingehst und sie ernst nimmst. Du hast dir für das ein oder andere Argument bereits eine Lösung überlegt? Umso besser! Natürlich solltet ihr das im besten Fall gemeinsam angehen. Wenn aber bei dem werdenden Papa erstmal eine Blockade vorhanden ist, die er scheinbar nicht überwinden kann, kümmerst du dich eben um ein paar bevorstehende Herausforderungen. Damit zeigst du ihm auch, wie sehr dir etwas daran gelegen ist, euer zukünftiges neues Leben gut zu meistern. 

Neben deinem Verständnis, dass du dem zukünftigen Papa so gut wie möglich entgegenbringst (natürlich nur, solange er nicht persönlich beleidigend wird, dir für die Situation die Schuld gibt oder sich aufführt wie der letzte Honk – denn bei alledem hört der Spaß auf!), ist vor allem auch die Zeit ein wichtiger Faktor. Abwarten und Tee trinken (Kaffee geht schon auch noch, aber bitte nicht mehr in Massen, sondern in Maßen.) ist also nicht unbedingt der schlechteste Rat in deiner momentanen Lage.

3. Gib ihm Zeit.

Es kann gut ein Weilchen dauern, bis dein Partner so weit ist. Nimm das erst mal an. Versuch nicht sofort, ihn mit aller Kraft oder gar emotionalen Ausbrüchen und Druck vom Gegenteil zu überzeugen. Das führt zu nichts. Gib deinem Partner Zeit für sich. Halte die Zeit durch, in der du nichts von ihm hörst und respektieren seinen eigenen Raum. Vereinbare ein Treffen, das nicht zu weit in der Zukunft liegt, etwa drei oder vier Tage nach eurem Gespräch. Vielleicht fällt dir für euer Wiedersehen etwas ein, das ihr beide gern macht, etwas das zu eurer Verbindung geführt hat und ihr beide gleichermaßen genießen könnt (so gut das eben geht in dieser Situation). Mach dir nicht den Druck, die große Frage sofort ansprechen zu müssen. Fangt erstmal mit unverfänglicheren Themen an, damit ihr wieder eine gegenseitige Nähe herstellen könnt.

Es kann mehrere Gespräche oder auch eine zeitweilige Entfernung deines Partners dauern, bis er sich an den Gedanken gewöhnt hat Papa zu werden und sich auch auf das Kind freuen kann.

Diese Zeit kann sehr schwer für dich werden. Du weißt nicht, ob dein Partner sich bald auf das Kind freuen können wird oder ob er sich weiterhin nicht an den Gedanken Vater zu werden gewöhnen kann. Du bist also in der völlig neuen Situation eine Schwangerschaft und hast zusätzlich noch Angst, deinen Partner zu verlieren und / oder das Kind allein großziehen zu müssen. Wenn du eine gute Freundin oder sonst jemanden hast, der du dich anvertrauen kannst, dann ist das jetzt gerade Gold wert! Schon allein, dass du dir alles von der Seele reden kannst, wird es dir ein wenig leichter machen. Zusätzlich weißt du, dass du nicht ganz allein bist (auch dann später mit Kind nicht) und ganz bestimmt hilft es dir weiter, dass sie alles nochmal aus einer ganz anderen Perspektive sieht.

4. Ungeplant schwanger und er will das Kind nicht – wenn er seine Meinung nicht ändert.

Und wenn es nun wirklich zu dem gefürchteten Moment kommt und dein Partner das Kind definitiv nicht bekommen möchte und dich vor die Entscheidung stellt – entweder das Kind oder ich?

Hier stellt sich für dich nochmal die große Frage, ob du das Kind auch allein großziehen würdest. Es kann sein, dass deine Angst, deinen Partner zu verlieren und allein zu sein, sehr überwältigend ist. Womöglich so überwältigend, dass du deine bisherige feste Entscheidung für das Kind in Frage stellst. Damit er bleibt. Die Frage, die sich mir da aufdrängt ist: weißt du sicher, dass du mit deinem Partner für immer und ewig zusammen sein wirst? Klar weißt du das nicht, niemand kann das mit Sicherheit wissen.

Was ich damit meine ist – es ist nie gut, eine Entscheidung aus Angst zu treffen. Wenn wir Angst haben befinden wir uns in dem bereits erwähnten Fluchtmodus. Weg aus der Situation. Weg von der Vorstellung, von jetzt auf gleich allein zu sein. Das ist durch und durch menschlich. Unser Nervensystem ist gut darin, uns vor Neuem und potenziell Gefährlichem zu warnen. Und das ist gut so. Nur heutzutage ist diese Reaktion nicht mehr in jeder Situation passend. Einfach weil wir in einer Welt leben, in der viel mehr Unterstützung erfahren als beispielsweise noch vor hunderttausend Jahren. Wir werden nicht sterben, wenn uns jemand allein lässt. So sieht es also aus. Es wird verdammt schwer alleine, aber nicht unmöglich.

Es ist völlig legitim, zu entscheiden, dass du ohne Partner kein Kind großziehen möchtest. Diese Überlegung hast du dir womöglich schon durch den Kopf gehen lassen, bevor du dem Papa des Kindes die Neuigkeit überbracht hast. Wichtig ist, dass du aufmerksam dafür bist, was der eigentliche Grund für deine Entscheidungsänderung ist. Und wenn es die Angst vorm Verlassenwerden ist, dann mach dir klar, dass dein Nervensystem hier gerade überreagiert und dich nicht mehr rational denken lässt. Auch hier ist die Zeit wieder dein guter Freund. Lass dir nicht das Messer an die Brust setzen, sondern bitte um ein oder zwei Tage Bedenkzeit, wenn du das Gefühl hast, diese jetzt zu brauchen.

Eine ungeplante Schwangerschaft und dazu ein Vater, der das Kind nicht will – es gibt weiß Gott einfachere Dinge im Leben. Und dennoch: du wirst da durchkommen. Und in ein paar Jahren wirst du zurückblicken und feststellen, wir sehr du in dieser Lebenslage gewachsen bist.

Gegenseitiges Verständnis und Zeit

Behalte diese beiden Aspekte im Hinterkopf für die nächsten Gespräche mit dem werdenden Papa. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass alles so läuft, wie du es dir wünschst.

Alles Liebe,

deine Barbara von MaMitA