Schwangerschaften können ein ziemliches Auf und Ab sein, ganz besonders, wenn sie nicht geplant waren. Jetzt liebe Menschen um dich herum zu haben, die dir Hilfe anbieten, gibt dir Kraft und Halt.
Vielleicht kennst du aber auch das Gefühl, dass du im Moment Unterstützung gut gebrauchen könntest und dir auch irgendwie jemanden wünschst, der bei dir ist, wenn du sie oder ihn brauchst – aber am Ende kommt nicht die Art von Hilfe, die du dir eigentlich erhofft hast? Dir werden Dinge abgenommen, du bekommst Anrufe und Besuche, wirst gefragt wie es dir geht. Alles gut gemeint – nur raubt es dir mehr Energie als du dadurch bekommst? Womöglich fühlst du dich nach kurzer Zeit genervt und hast keine Lust mehr darauf, dir irgendwas aufdrängen zu lassen von Menschen, die es doch nur gut meinen?
Ganz alleine wiederum ist es aber auch superschwer.
Du bist ungeplant schwanger und wünschst dir Hilfe – aber die richtige. Wie kannst du das erreichen?
Dazu möchte ich dir zunächst einmal eine Frage stellen:
Weißt du selbst denn, welche Art von Hilfe du während deiner Schwangerschaft brauchst?
Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was die jeweilige Person konkret für dich tun kann?
Nein? Wenn du selbst es nicht weißt, wie können andere Menschen es dann für dich wissen?
Einem anderen Menschen in herausfordernden Zeiten unter die Arme zu greifen kann auf sehr vielfältige Art und Weise geschehen. Du kannst mit jemandem Zeit verbringen, einen Einkauf erledigen, jemandem Geld leihen, mit einem Filmeabend von ihrem oder seinem Stress ablenken…die Liste ist schier endlos.
Du ahnst schon, worauf ich hinauswill. Das zusammenzubringen, was eine Person gerade braucht und was andere ihr anbieten ist manchmal gar nicht so einfach. Und wenn das nicht zusammenpasst – Angebot und Nachfrage sozusagen – kommt am Ende ein Murks raus und niemand hat was davon. Schade eigentlich.
Wie also kannst du es anstellen, dass du die Unterstützung bekommst, die du jetzt brauchst?
Im ersten Schritt möchte ich dir zeigen, welche Arten von Unterstützung es überhaupt gibt. Denn nur wenn du dir darüber im Klaren bist, kannst du dir im nächsten Schritt auch überlegen, was du gerade brauchst und wer dafür die oder der Richtige ist.
Ungewollt schwanger – welche Arten der Hilfe gibt es?
Der Psychologie M.H. Antoni unterscheidet vier Arten oder vier Qualitäten von sozialer Unterstützung. Die Unterteilung in diese vier Bereiche wird dir dabei helfen, deinen eigenen Bedarf an Unterstützung während deiner Schwangerschaft genauer herauszufinden.
Die emotionale Unterstützung
Da ist zum Beispiel die beste Freundin, die dich schon ewig kennt und bei der du einfach du sein kannst, mit allen deinen Hochs und Tiefs. Du kannst ihr alles oder zumindest sehr viel erzählen. Und wenn dabei die Tränen fließen fühlst du dich nicht seltsam. Und sie auch nicht. Das Auf und Ab und Hin und Her, das du gerade durchmachst, macht ihr keine Angst. Denn sie weiß, dass du immer noch die Alte bist und dich gerade einfach weiterentwickelst, nach deinem neuen Weg suchst und dich dabei auch mal selbst verlieren musst, um dich dann neu wieder zu (er)finden. Sie ist dein emotionaler Anker.
Die handfeste Unterstützung
Dann gibt es zum Beispiel deine Eltern. Bei ihnen kannst du dich eher nicht so ausheulen wie bei der besten Freundin, weil die Mama sonst selbst zum heulenden Elend wird. Und ihre Ratschläge, naja, die willst du auch nicht immer hören. Aber vielleicht hat die Mama Lust, mit dir auf einen Kinderbasar zur gehen und die süßesten Babyhöschen und Kleidchen am heiß umkämpften Wühltisch zu ergattern. Und der Papa freut sich, wenn er im eigenen Garten Platz für einen Sandkasten buddeln darf.
Auch eine vorübergehende finanzielle Unterstützung durch deine Eltern ist keine Schande. Wenn du grade ein paar Scheinchen brauchst, dann nimm sie an – in der Gewissheit, dass irgendwann die Zeit kommt, in der du jemand anderem ebenso unter die Arme greifen wirst. Unser Geld befindet sich immer im Fluss. Es macht Sinn, es dahin fließen zu lassen, wo es gerade gebraucht wird.
Personen, die mit anpacken, geben dir handfeste Unterstützung. Sie sind dein handfester Anker.
Die informationelle Unterstützung
Dann gibt es noch Personen, die dir Rat oder Informationen geben können. Hast du eine Freundin oder Geschwister, die bereits selbst Kinder haben? Dann haben sie sicherlich ein paar Tipps parat, etwa wenn es um den Antrag fürs Elterngeld geht oder die Suche nach einer Hebamme in deiner Nähe. Das sind aber auch die Menschen, die du gar nicht persönlich kennst und vielleicht nur ein oder zweimal siehst. Etwa die Dame bei der Schwangerschaftsberatungsstelle, die dir nützliche Infos für die nächsten Schritte gibt. Oder die Mitarbeiterin beim Jugendamt, die dir bisher völlig unbekannten Wortschatz wie Vaterschaft, Sorgerecht oder Unterhaltszahlung entschlüsselt. Diese lieben Menschen sind dein informationeller Anker, sie geben ihr Wissen an dich weiter.
Die gemeinschaftliche Unterstützung
Und zu guter Letzt gibt es da noch diejenigen, mit denen du, trotz deiner schwierigen Situation, eine gute Zeit verbringen kannst. Menschen bei denen du für eine Zeitlang deine Sorgen und Probleme vergessen kannst. Die ihre Fahrradplattenstory zum Besten geben und sich darüber Gedanken machen, ob sie für ihr nächstes Date das königsblaue oder das taubenblaue Top anziehen. Die, die dich daran erinnern, dass die Leichtigkeit und der Humor nicht gänzlich aus deinem Leben verschwunden sind, sondern sich gerade nur ein wenig verstecken. Das ist vielleicht dein Freundeskreis oder auch deine Arbeitskollegen. Sie sind dein gemeinschaftlicher Anker.
Es gibt also vier Arten von sozialer Unterstützung: die emotionale, die handfeste, die informationelle und die gemeinschaftliche.
Jetzt wo du weißt auf welche Weise andere Personen dir in der nächsten herausfordernden Zeit unter die Arme greifen können, kannst du dir im nächsten Schritt folgendes überlegen:
Welche Hilfe tut mir in meiner ungeplanten Schwangerschaft gut?
Vermutlich ist in deinem Kopf in letzter Zeit ein richtiges Chaos gewesen oder besser gesagt ist es noch immer. So schnell klopft ein neues Leben an die Tür. So schnell wird man zur Mama. Wenn jemand dir Hilfe anbietet, weißt du kannst Unterstützung gut gebrauchen. Aber wie soll die ganz konkret aussehen?
Nimm dir Zettel und Stift (wenn´s geht jetzt gleich und sofort!) und mach dir ein paar Notizen zu folgenden Fragen:
- Wo fühlst du dich gerade überfordert? Welche Person nimmt dir gern eine bestimmte Aufgabe ab, die dir im Moment zu viel ist?
- Bei welchen anstehenden Aufgaben weißt du, dass deren Erledigung einfach nicht zu deinen Stärken zählt? (da ist sofort ein innerer Widerstand, wenn du an die Aufgabe denkst.)
- Welche Informationen benötigst du, um den nächsten Schritt zu gehen? Wer hat wirklich Ahnung davon und kann dir diese Informationen liefern?
- Die Anwesenheit welcher lieben Menschen tut dir gerade gut? Wer hält dich aus, auch wenn du so richtig schlecht drauf bist – und wen hältst du in diesen Momenten aus?
- Wie kannst du positive Momente in deinem Alltag schaffen? Welche Person/en sind gut darin, Leichtigkeit in dein Leben zu bringen und dir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern?
Werde dir deiner eigenen Bedürfnisse bewusst.
Die Fragestellung besteht immer aus zwei Fragen. Zum einen machst du dir darüber Gedanken, welche Arten von Unterstützung du brauchst. Zum anderen überlegst du dir, welche Personen dafür in Frage kommen.
Wenn du dir diese Fragen immer wieder stellst, wird etwas sehr Wichtiges passieren.
Du wirst dir deiner eigenen Bedürfnisse bewusst.
Und nur wenn dir klar ist, was du brauchst und was du gerade nicht brauchst, kannst du den lieben Menschen in deinem Umfeld klar kommunizieren, wie sie dir unter die Arme greifen können.
Natürlich wird das nicht von heute auf morgen wie am Schnürchen laufen. Das Ganze ist ein Prozess. Nachdem du besser weißt, was du brauchst, kommt die nächste Herausforderung:
Kommuniziere deine Bedürfnisse.
Wenn du es bisher nicht gewohnt warst, anderen Personen zu sagen, was in dir vorgeht und was dir guttut, erfordert das einiges an Übung. Anfangs wird es dir womöglich noch schwerfallen, Sätze wie „Mir ist es gerade zu viel, mir jeden Tag ein gutes Essen zu kochen. Ich möchte aber gern gesund für mich und mein Baby essen und freue mich, wenn ich morgen zu dir zum Mittagessen kommen darf. Du kochst immer so lecker.“ über die Lippen zu bringen. Vielleicht ist dir diese Art der Kommunikation noch ganz fremd. Es lohnt sich aber wirklich, diesen Schritt zu machen. Mit der Zeit wirst du geübter darin werden und es wird dir leichter fallen zu spüren was du brauchst und deinem Gegenüber mitzuteilen, wie sie oder er dir dabei behilflich sein kann.
Dir fällt es schwer Hilfe anzunehmen – auch in der Schwangerschaft?
Bist du jemand, die gern allein alles schafft? Jemand, die sich schnell abhängig fühlt, wenn sie Hilfe von anderen bekommt?
Situationen allein meistern zu wollen und zu können, ist grundsätzlich eine gute Voraussetzung. Es kann aber auch dazu führen, dass du dir das ein oder andere Mal zu viel zumutest. Und nun bist du nicht mehr allein. Du brauchst zwischendurch eine Pause und auch deinem Baby tun Momente der Entspannung gut.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, Unterstützung anzunehmen, ganz gleich in welcher Lebenssituation man sich gerade befindet.
Wir Menschen sind soziale Wesen. Nur durch gegenseitige Unterstützung konnten wir es überhaupt bis ins Jetzt bringen. Du kannst also guten Gewissens während deiner Schwangerschaft (und selbstverständlich auch danach!) Hilfsangebote annehmen und auch selbst darum bitten. Es wird auch wieder eine Zeit in deinem Leben geben, in der du mehr für andere da sein kannst.
Und jetzt gerade darfst du auf die Anker vertrauen, die dir Halt geben:
- der emotionale Anker
- der handfeste Anker
- der informationelle Anker
- der gemeinschaftliche Anker
Ich freue mich, wenn ich für dich ein emotionaler und informationeller Anker sein kann.
Alles Liebe
deine Barbara von MaMitA